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Umgang mit Social Distancing: Psychologische Tipps von Bärbel Wardetzki

Social Distancing – Bärbel Wardetzki im Gespräch mit HRblue Vorstand Heike Gorges anlässlich der aktuellen Situation der Kontaktbeschränkung während der Coronakrise. Dr. Bärbel Wardetzki ist Psychotherapeutin, Coach, Erfolgsautorin und gefragte psychologische Expertin in den Medien. Sie veröffentlicht u.a. Bücher zum Thema Narzissmus. Ihre Arbeit wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt.

 

Frau Dr. Wardetzki, wir befinden uns aktuell in der Situation einer weitreichenden Kontaktbeschränkung. Was sind aus psychologischer Sicht die besonderen Herausforderungen?

Einschränkungen unserer Freiheiten brauchen einen triftigen Grund, um sie zu akzeptieren. Der Schutz unserer Gesundheit und des Gesundheitssystems sind dafür hinreichend. Dennoch  leiden viele Menschen unter dem Social Distancing: keine nahen Begegnungen, keine Berührungen, keine Bewegungsfreiheit. Wir müssen auf Vieles, was unser Leben ausmacht verzichten. Homeoffice und Kita- und Schulschließungen stellen viele vor ungeahnte Belastungen, weil sie nun plötzlich mit ihrem Partner und der Familie unausweichlich  zusammenleben. Eine ganz neue Erfahrung, die sowohl ihre Schatten-  als auch ihre Sonnenseiten hat. Noch nie so viel Zeit zusammen verbracht, aber auch noch nie auf so engem Raum mit den entsprechenden Konflikten bis hin zu häuslicher Gewalt. Also alles in allem enorme Herausforderungen.

 

Wie können wir im beruflichen Kontext damit umgehen? Wie bleiben wir motiviert?

Viele von uns arbeiten jetzt im Homeoffice, ohne Kollegen und an vielleicht nur provisorischen Arbeitsplätzen. Es fehlen die Kontakte, die Pausengespräche, die gewohnte Tagesstruktur und der gegenseitige Austausch. Viele stöhnen sogar unter einer größeren Arbeitsbelastung als sonst. Da ist es oft nicht leicht, die Motivation hoch zu halten. Videotreffen oder -konferenzen können dabei eine Hilfe sein, um ein Stück Normalität herzustellen und sich der Wichtigkeit der eigenen Arbeit zu versichern. Und auch, um Hindernisse bei der Ausführung bestimmter Arbeiten zu reduzieren oder zumindest mit den anderen zu teilen.

 

Wie sorgen wir für uns selbst?

Für die Arbeit sind Tagespläne und Zielvorgaben wichtig, wann erledige ich was und wann mache ich Pausen. Wir helfen uns auf jeden Fall damit, dass wir die widrige Situation akzeptieren. Das bedeutet nicht gutheißen, sondern hinnehmen, was unabänderlich ist. Statt uns im Protest oder im Ärger zu verzehren, nehmen wir es so, wie es ist und machen das Beste draus. Sich die Vorteile des Homeoffice klar zu machen ist eine Möglichkeit: Wir genießen zum Beispiel, dass wir morgens nicht so früh aufstehen oder im Stau stehen müssen.

 

Sie sind ja Expertin für narzisstische Persönlichkeiten – sind Narzissten besonders unter Druck in der Coronakrise?

Ja bestimmt, denn zum einen setzen sie sich gerne über Anweisungen von außen hinweg – nach dem Motto: gilt für alle anderen, aber nicht für mich. Sie lehnen sich gegen Beschränkungen auf, wenn sie ihnen nicht zu Gute kommen. Außerdem fehlt ihnen der Auftritt vor den Kollegen und sie vermissen deren direkte Anerkennung. Auch ein gewisser Kontrollverlust und die Angst vor dem Versagen könnte sie plagen.

 

Frauen oder Männer – wer leidet mehr unter der Einschränkung?

Das ist schwer so generell zu beantworten. Frauen stehen womöglich unter doppeltem Druck, dem beruflichen des Homeoffice und der Versorgung der Kinder und Familie, die ja immer noch mehr die Frauen übernehmen. Ihr Narzissmus ist jedoch nicht so sehr auf die Außendarstellung ausgerichtet, so dass sie in dieser Hinsicht Zeiten des Rückzugs besser ertragen.

 

Weitere Informationen zu Dr. Bärbel Wardetzki und ihren Publikationen

Quelle: HRblue AG, 2020

Bildnachweis: Branislav Nenin – shutterstock.com

 

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